Sonntag, 6. August 2006
Demobericht vom 1. Juli 2005 in Mühldorf
Letzten Freitag rief die Antifaschistische Linke Altötting/Mühldorf [alam] zu einer Demonstration unter dem Motto "Gegen Faschismus und Mühldorfer Opfermythen" auf. Dem Aufruf der Jugendgruppe folgten um die 50 Jugendliche, die damit ein Zeichen gegen das Erstarken der lokalen Neonaziszene setzen wollten. Auf dem Demonstrationszug, der vor dem Bahnhof begann, sprach die Antifa auch das Thema Opfermythen an. Mit große Sorge stellte die autonome Antifa in Altötting und Mühldorf fest, dass die lokale Neonaziszene neue Aktivisten werben konnte. Besonders erschreckend ist der Erfolg von Rechtsextremen bei Jugendlichen zwischen 16 -18 Jahren. Gleichzeitig mit dem Erstarken der Rechten vor Ort nahmen auch die Übergriffe und Zwischenfälle zu. Die enorm hohe Zahl an Rechtsextremen in der Umgebung ist das Ergebnis einer fehlenden antifaschistischen Initiative, deshalb ist der antifaschistische Kampf notwendig und aktuell. In Altötting und Mühldorf gehören ca. 70 Personen der Neonaziszene an, hier kann aber nochmals differenziert werden, der größte Teil ist nicht organisiert. Diese so genannten rechtsradikalen Freundeskreise, bestehend aus Tankstellenglatzen, sind trotzdem gewaltbereit und schüchtern gerne Andersdenkende ein. So gehören "Heil Hitler" und "Sieg Heil" - Rufe zur Normalität im Mühldorfer Nachtleben, die Lokale "M1" und "My Way" sind Treffpunkte dieser Nazis. Die organisierten Faschisten dagegen stecken hinter der geplanten Schändung der Ruhestätte der Opfer des Nationalsozialismus. Vor einige Monaten stürmte eine Gruppe von Faschisten, sehr wahrscheinlich aus Altötting und Rottal am Inn stammend, den KZ-Friedhof und beschmierten die Gedenktafel mit zwei Hakenkreuze, warfen aber auch die alten Grabsteine um. Diese perverse Tat fand aber in der Mühldorfer Bevölkerung fast kein Gehör, die Öffentlichkeit befasste sich nicht ausreichend mit dieser unmöglichen Aktion. Uns scheint es so als würde die Öffentlichkeit das aktuelle Neonaziproblem verdrängen, unser Bürgermeister Günther Knoblauch verurteilte vielleicht diese Tat, setzte aber im gleichen Zug einen Kritiker der Mühldorfer Opfermythen mit den Schändern des Friedhofes gleich. Hierbei handelt es sich um einen Skandal, hier wird versucht Linke mit Rechtsradikalen gleichzusetzen und AntifaschistInnen zu kriminalisieren, das dürfen wir so nicht hinnehmen. Unser Antifaschismus ist eine Verpflichtung eines jeden demokratischen Bürgers, der Antifaschismus der Stadt Mühldorf dagegen ist dazu da um das Gewissen der Stadtväter zu beruhigen. Ja auch sie habe es verschlafen gegen faschistische Strömungen vorzugehen, aber was kann man schon von Leuten erwarten, die einen NSDAP-Funktionäre ehren. In unserer Heimatstadt Mühldorf wird Hans Gollwitzer, NSDAP-Bürgermeister und erklärter Antisemit, geehrt und uns Jugendlichen als Vorbild vorgehalten. Ehrenbürger der Stadt sollen selbstverständlich unsere Vorbilder sein, ja wir sollten von ihnen lernen, doch fragen wir uns, ein Faschist, ein Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe, kann dieser ein Vorbild der Mühldorfer Jugend sein? Nein, wir weigern uns vehement einen Nazi zu ehren, Gollwitzer war kein Opfer, sondern ein Täter! Der Stadtrat sollte lieber antifaschistische Projekte finanzieren, anstatt Geld für eine Ausstellung über die alliierten Bombenangriffe zu machen. Die Bombenangriffe unserer Befreier waren notwendig, die Mühldorfer waren genauso aktiv im Faschismus wie viele andere Deutschen, sie haben dem Verbrechen zugeschaut, aber nicht eingegriffen. Jetzt müssen wir alle handeln um eine geplante NPD-Gründung zu verhindern, wir leisten unseren Beitrag mit Workshops, die über die Gefahren von Rechten hinweisen sollen. Nur was will unsere Stadt machen? Wir hoffen auf ihre Unterstützung!

Gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit! Für ein Mühldorf ohne Nazis!